© INTERBODEN Gruppe
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Nachhaltigkeit weitergedacht: „Cradle to Cradle“ in der Immobilienbranche

Nachhaltigkeit und Klimaschutz gehören zu den wohl drängendsten Themen unserer Zeit. Weil die Baubranche einen großen Einfluss auf die Ökobilanz hat, wird das Nachhaltigkeitsthema im Gebäudesektor immer relevanter. Besonders innovativ ist in diesem Zusammenhang das sogenannte „Cradle to Cradle“ Prinzip.

Klima- und Ressourcenschutz in der Baubranche

Die Baubranche belastet aufgrund des CO2-Ausstoßes und des Abfalls die Umwelt erheblich. Fast 40% der CO2-Emissionen weltweit fallen auf den Gebäudesektor zurück. In Deutschland machen Bau- und Abbruchabfälle rund die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens aus. Zudem gehört das Bauwesen zu den ressourcenintensivsten Wirtschaftszweigen. Beispielsweise ist herkömmlicher Beton in der Herstellung sehr energieintensiv und besteht zu großen Teilen aus den nicht-erneuerbaren Rohstoffen Sand und Kies.

Initiativen wie die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) oder der ESG-Circle of Real Estate (ECORE) haben Bewertungssysteme für nachhaltige Immobilien entwickelt, die Transparenz und Vergleichbarkeit schaffen.

„Cradle to Cradle“ ist ein Konzept, das nachhaltiges Bauen weiterdenkt und die Endlichkeit von Ressourcen thematisiert.

 

„Cradle to Cradle“ in der Baubranche

„Cradle to Cradle“ (zu Deutsch: „Von der Wiege zur Wiege“) wurde in den 1990er Jahren vom deutschen Chemiker Braungart, dem US-amerikanischen Architekten McDonough und der EPEA Hamburg entworfen. Das Konzept beschreibt die Idealvorstellung von abfallfreien Kreisläufen. Ziel ist es, auf gesundheits- und umweltschädliche Materialien und Produkte zu verzichten. Die ausgewählten Alternativen sollen nach der Nutzung ohne Qualitätsverlust in anderen Kreisläufen wiederverwertet werden.

Bei Gebäuden, die nach dem „Cradle to Cradle“ (C2C) Prinzip konstruiert werden, entsteht aufgrund der recyclebaren und chemisch unbedenklichen Baumaterialien am Ende des Lebenszyklus praktisch kein Abfall, weil die verbauten Materialien wiederverwendet werden können. Gebäude fungieren somit als eine Art langlebiges Rohstoffdepot. Mit dem Recyceln der Baumaterialien leistet das C2C-Konzept einen wichtigen Beitrag zum Ressourcenschutz.

Das C2C Prinzip sieht zudem idealerweise die Nutzung erneuerbare Energien für Baumaßnahmen sowie die Förderung kultureller und biologischer Diversität vor. Es beschränkt sich nicht ausschließlich auf den Neubau, sondern kann auch bei Renovierungs- oder Sanierungsmaßnahmen verfolgt werden.

 

Steigende Anzahl C2C-inspirierter Gebäude

„Cradle to Cradle“-Zertifizierungen dokumentieren die Verwendung von umweltsicheren, gesunden und wiederverwertbaren Materialien, die für den Neubau oder Umbau von Gebäuden verwendet werden. Untersucht werden die verwendeten Materialien in den fünf Kategorien:

  • Materialgesundheit
  • Kreislauffähigkeit
  • Erneuerbare Energien
  • Verantwortungsvoller Umgang mit Wasser
  • Soziale Gerechtigkeit

Abhängig von der Bewertung werden C2C-Zertifikate in Basic, Bronze, Silber, Gold und Platin ausgestellt.

Eines der ersten Gebäude, das mit umfangreichen „Cradle to Cradle“ – inspirierten Maßnahmen in Deutschland erbaut wurde, stellt das 2018 fertiggestellte RAG Gebäude der Zeche Zollverein in Essen dar. Verbaut wurden hier Fassadenelemente, Innenraumelemente und Fensterbänder, die dem C2C Prinzip entsprechen. Die Baustoffe wurden neben gesundheitlichen und ökologischen Aspekten vor allem aufgrund ihrer Kreislauffähigkeit ausgesucht. Ein Rückbau sowie die Wiederverwendung der Baustoffe ohne Qualitätsverlust sind gewährleistet, weil bei der Fassade auf Verklebungen verzichtet wurde. Um das Mikroklima und die Biodiversität am Standort zu schützen, wurde das Dach des Gebäudes aufwändig begrünt.

In Düsseldorf haben HPP Architekten für die INTERBODEN Gruppe Düsseldorf  mit „The Cradle“ ein Bürogebäude geplant, das als Holz-Hybridbau den Nachhaltigkeitsgedanken und die Wiederverwendbarkeit der Baumaterialien auf den ersten Blick visualisiert. Laut INTERBODEN sollen die Baustoffe, mit denen „The Cradle“ konstruiert wird sowie der Betrieb des Gebäudes gegenüber konventionellen Gebäuden mehr als 30% CO2-Ausstoß einsparen.

Dass sich das C2C Prinzip nicht nur auf den Neubau bezieht, sondern auch bei Bestandsbauten angewandt werden kann, zeigt das C2C LAB in Berlin, bei dem es sich um ein nach C2C Kriterien sanierten und renovierten Plattenbau handelt.

 

Bedeutung der Kreislaufwirtschaft in der Immobilienbranche

Die Umsetzung des „Cradle to Cradle“ Prinzips in der Bau- und Immobilienbranche steckt derzeit noch in den Kinderschuhen, findet jedoch immer größeren Anklang. Immer mehr Gebäude werden in Anlehnung an das Konzept „Cradle to Cradle“ gebaut und zeigen, wie Ressourcen geschont und der CO2-Ausstoß verringert werden können. Vor dem Hintergrund der steigenden Rohstoffpreise und der Ressourcenverknappung ist die C2C-Kreislaufwirtschaft in der Immobilienwirtschaft äußerst zukunftsweisend und minimiert nicht nur negative Einflüsse auf die Umwelt, sondern denkt Nachhaltigkeit im Sinne des Ressourcenschutzes einen Schritt weiter.